Über das Negative zum Positiven
Ich sage es mal ganz einfach: positiv Denken ist super. Ende vom Blog.
Würde man denken, denn was könnte falsch sein an Positivität? So auf dem ersten Blick gar nichts, auf dem zweiten vielleicht auch nicht, aber beim dritten? Ich möchte Ihnen ersparen, sich durch das „Textbook of positive Psychologie“ zu wühlen, daher dieser Blogbeitrag.
Mal aus der anderen Richtung geschaut. Wenn es etwas Positives gibt, muss es auch was Negatives geben. Wer sagt aber was positiv und was negativ ist? Was in einer Situation als negativ erfahren wird (es regnet und ich werde nass auf dem Fahrrad), kann in einer anderen Situation positiv sein (es regnet und das tut meinem vertrockneten Garten richtig gut). Dazu kommt noch, wenn man nur Positives hinzufügt, wie beseitigt man dann das Negative, das da auch irgendwo herumlungert und dich auf subtile Weise immer wieder herunterzieht?
Darum gehe ich davon aus, das positives Denken super ist und sicher seinen Platz in unserem Alltag hat. Ich gehe aber auch davon aus, dass das positive Denken noch einen viel größeren Impact hätte, wenn wir uns auch unsere Schattenseite anschauen. Wenn wir wissen, was wir nicht mögen an unserem Leben oder an unserem Selbst, dann können wir lernen, das zu ändern und sogar umzusetzen in etwas Positives. Wir folgen den Via Negativa und lassen etwas weg, das uns nicht guttut oder vielleicht sogar schlecht tut. Damit bekommen wir Platz und Energie dem Via Positiva zu folgen, wo wir etwas hinzufügen, das uns guttut.
Die Kunst ist nun herauszufinden, was wir weglassen sollen. Wenn wir das können, haben wir ein sehr mächtiges Tool in den Händen. Die Via Negativa ist eine Art Filter, der benutzt wird, das zu entfernen, eben wegzufiltern, was schädlich ist. Sie erhält nicht das, was gut ist, sondern das was nicht schadet. Es ist eine sichere Strategie, denn man wirft so nie zu viel weg und kann Schritt für Schritt einen neuen Weg wählen. Bei der Via Positiva entsteht mehr Unsicherheit. Etwas Neues wird hinzugefügt, aber es ist nicht klar, ob das auch den gewünschten Effekt erzielen wird.
Auch bei der Selbstentwicklung könnte es empfehlenswert sein, erst mal zu schauen, was schon vorhanden ist und herauszubekommen, was davon der Person guttut und was davon wegkann. Es macht z. B. keinen Sinn einen Workshop über Sprechen in der Öffentlichkeit zu empfehlen, wenn die Person zu nervös ist, um überhaupt vor einem Publikum zu stehen. Die Vorsicht, die diese Person zeigt, ist gut, denn Vorsicht schützt vor Gefahren. Es gibt bei dieser Person aber ein Zuviel an Vorsicht und zu viel des Guten ist auch schädlich. Und dieses Zuviel kann weg (Via Negativa). Es wird dann sozusagen Platz gemacht für das Erlernen von öffentlichem Sprechen (Via Positiva).
Wie gesagt, positiv Denken ist gut und tut gut. Aber lasst uns das Negative in uns nicht vergessen, damit wir es ändern können und es uns nicht mehr schadet.