Zufrieden sein mit sich

Zufrieden sein mit sich

Jeder Enneagramm Typ, also jeder Mensch, hat das Gefühl, dass er leidet. Der eine etwas mehr als der andere, aber irgendwie sagen wir uns häufig, dass Sachen schieflaufen oder anders laufen sollten. Das Benzin ist zu teuer – was denken die sich wohl! Mein Nachbar fängt an das Grass zu mähen genau in dem Moment, in dem ich mich mit einem schönen Glas Wein im den Garten setzen möchte – was denkt er sich wohl! Die Professorin hat mir eine 3 gegeben – was denkt die sich wohl!

In allen Fällen sagen wir eigentlich, dass das Leben nicht so ist, wie es sein soll. Und ‚sein soll‘ heißt da wiederum ‚wie ich es mir vorgestellt habe‘. Wir wachen morgens auf mit einer Idee, wie der Tag verlaufen soll. Und dann läuft es anders und wir ärgern uns. Wir möchten unser Leben auf einer gewissen Weise gestalten und dann hat das Leben andere Pläne für uns. Wie John Lennon mal gesungen hat: Life is what happens to you while you are busy making other plans (Das Leben ist das, was dir passiert, während du damit beschäftigt bist, andere Pläne zu machen).

Aus der Philosophie des Buddhismus stammt die Idee, dass wir Menschen auf zwei verschiedene Arten leiden können. Entweder, weil die Wirklichkeit mir nicht das gibt, wonach ich mich sehne, oder die Realität gibt mir das, was ich nicht möchte. Also, ich möchte in Ruhe ein Glas Wein in meinem Garten Trinken und der Nachbar fängt an Lärm zu machen. Ich bekomme also nicht das, was ich möchte. Oder ich bekomme Lärm, aber ich wollte eigentlich Stille.

Wie können wir mit solchen, häufig auftretenden Situationen umgehen? Wie gestalten wir unser Leben, so dass wir uns in unserer Haut wohlfühlen, auch dann, wenn die Situation uns etwas anderes bietet als erwartet? Die Philosophie, die wir dort einsetzen könnten, heißt so viel wie ‚umdenken‘. Nicht die Situation als ein Problem sehen, die eine Lösung braucht, sondern als eine Möglichkeit zur Kreativität. Wenn wir in unserem Beispiel z. B. die Aktionen des Nachbars als Problem sehen (er macht Lärm), dann sehen wir auch sofort eine Lösung (er soll damit aufhören). Wenn die Lösung eingesetzt wird, ist unser Problem weg und die Welt macht wieder das, was wir uns so gedacht hatten (in Ruhe ein Glas Wein trinken). Der Nachbar hört aber nicht auf, denn seine Mutter kommt morgen zu Besuch und er möchte, dass der Garten dann schön und ordentlich aussieht, damit sie ihn genießen kann. Es gibt daher keine Lösung und wir sind unglücklich, weil unsere Ruhe gestört wird.

Was könnte man aber noch anders tun? Der erste Schritt ist hier die Situation einfach mit nüchternen Augen zu sehen, als Fakt: Der Nachbar mäht seinen Rasen und dabei macht er Lärm. Der zweite Schritt ist, kreativ nach Möglichkeiten zu suchen, um damit umzugehen: Das Glas Rotwein trotzdem entspannt im Garten trinken, Kopfhörer aufsetzen, den Rotwein irgendwo anders trinken, den Nachbarn zu einem Glas einladen, mir eine Aufgabe von meiner To-Do-Liste nehmen und machen, bei der Eisdiele im Dorf ein Eis essen gehen, einen Spaziergang machen, meine Füße massieren…

Diese Optionen haben eines gemeinsam: Zeit positiv gestalten. Sie bringen mir etwas. Ich könnte mich auch entscheiden, wütend zu werden, aber das bringt mir ja nichts. Höchstens schlechte Laune und vielleicht auch noch Streit mit dem mähenden Nachbarn. Aber weil ich mich auf die positiven Möglichkeiten fokussiere, kann ich mich zufrieden etwas widmen, was mir etwas bringt. Das Endergebnis ist, dass ich Zufriedenheit lebe und der Nachbar morgen seine Mutter beeindrucken kann. Rundum Wohlbefinden und Harmonie.